Geerntete / harvested

1986–87

zwei unabhängig voneinander entstandene Blätter erhalten in einer Zweierbeziehung neue Form
38x29x4,5 cm

Es sei nicht mehr der selbe Fluss, in den wir ein zweites Mal steigen, sagt die Gleichnisrede Heraklits. Denn andere und wieder andere Wasser strömten uns in ihm zu. Es „ist die Zeit ein wunderlich Ding“, bemerkte Goethe im Gespräch mit Eckermann: „ein Tyrann, der seine Launen hat, und der zu dem, was einer sagt und tut, in jedem Jahrhundert ein anderes Gesicht macht“. (25.2.1824)

Was bedeutet das für mich als Maler, der „in Serie“ arbeitet, d.h. mit gleichen (mit den selben) Mitteln kreiert? Ich bin einer, der nicht versucht auf diesem Wege Fehler zu vermeiden, sondern sie geradezu provoziert. Daraus entsteht Neues, ich erkenne es, suche nach Ungleichem, ja Gegensätzlichem, verbinde es miteinander, und so wird das vorher scheinbar Unvereinbare zu einem neuen ästhetischen Ganzen.

Eine Titelserie von 1987 heißt deshalb auch: „Zwei unabhängig voneinander entstandene Arbeiten erfahren in einer Zweierbeziehung neue Form“. Ich erinnere auch einen Text aus dem Literarischen Arbeitsjournal von 1986, in dem ich schrieb: „...der Versuch, die Bilder zu „töten“ misslingt, Ästhetik ist immer wieder das unabwendbare Ergebnis...“

Jean Paulhan: „Alles ist gesagt worden, aber die Worte ändern die Bedeutung, und die Bedeutungen ändern die Worte.“